Torino

Der keltische Stamm der Tauriner siedelte zwischen Dora und Po. Um 28 v. Chr. errichteten die Römer das Militärlager Castro Taurinorum, später die Stadt Augusta Taurinorum. Im frühen Mittelalter fielen einmal die Langobarden und dann die Franken in die Stadt ein, die von Bischöfen regiert wurde. Am Ende des 13. Jh. etablierte sich das Herzogtum Savoyen als Stadtherr. 1404 wurde eine Universität gegründet. 1563 verlegte Emanuel Philibert die Hauptstadt seines Herzogtums von Chambery nach Turin. Im Spanischen Erbfolgekrieg belagerten französische Truppen 1706 die Stadt während 117 Tagen, bevor sie in der Schlacht von Turin von den vereinigten Piemontesen und Österreichern besiegt wurden. Im Frieden von Utrecht erhielten die Savoyer 1713 Sizilien, das 1720 gegen Sardinien getauscht wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert errichteten Architekten und Städteplaner barocke Kirchen, Paläste und grosse Plätze, die bis heute das Gesicht von Torino prägen. Nach dem Italien-Feldzug des revolutionären Frankreichs annektierte Napoléon 1802 Turin als Sitz des Departements Pô. Am Wiener Kongress wurde 1814/15 das Königreich Sardinien-Piemont wiederhergestellt und erweitert. Unter Carlo Alberto schlug 1848/49 ein Versuch fehl, ganz Italien zu vereinigen. Im Verbund mit französischen vertrieben sardisch-piemontesische Truppen 1859 die Österreicher aus der Lombardei. 1861 proklamierte Vittorio Emanuele das Königreich Italien mit Torino als Hauptstadt. Diese Stellung ging 1865 an Firenze und 1871 definitiv an Roma. Mit dem Mont-Cenis-Tunnel wurde Torino zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. 1899 begann Fiat Autos zu produzieren, 1906 folgte Lancia. Im Zweiten Weltkrieg wurde Torino mehrmals bombardiert. Während des Wiederaufbaus erlebte die Automobilindustrie ihre Blütezeit. Hunderttausende von Arbeitern zogen nach Torino, das zur Millionenstadt wuchs. Die Krise der 1980er-Jahre beendete den Autoboom. Seit 1997 stehen die Residenzen des Königshauses Savoyen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

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Sankt Petersburg | Санкт-Петербург

Im Delta der Newa an der Ostsee siedelten seit dem 10. Jh. Menschen. Im 14. Jh. stritten Schweden und die Nowgoroder Rus um das Gebiet. Die Schweden legten 1611 die Festung Nyen an. Im Zweiten Nordischen Krieg zerstörten russische Truppen 1656 Nyenschanz und zogen wieder ab. Im Grossen Nordischen Krieg nahmen die Russen das Gebiet dauerhaft ein. Zar Pjotr I. befahl die Stadt Nyen und die Schanze niederzubrennen. Auf der Haseninsel begann 1703 der Bau der Peter-Paul-Festung, ab 1706 wurde eine ganze Stadt entworfen. 1712 erklärte Zar Pjotr I. die nach dem Apostel Simon Petrus benannte Stadt zur neuen Hauptstadt Russlands. Aus ganz Europa holte er Handwerker und Ingenieure, um ein Zentrum der Technik und Wissenschaften zu schaffen. Unter den Zarinnen Anna und Katharina II. wurden im 18. Jh. die Hauptachsen angelegt und Prunkbauten errichtet, die bis heute das Stadtbild prägen. 1810 nahm die militärische Ingenieursschule ihren Betrieb auf, 1819 die Petersburger Universität. Die Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 und die beginnende Industrialisierung brachten der Stadt einen grossen Wachstumsschub. Ein Massaker auf dem Schlossplatz im Januar 1905 löste in ganz Russland revolutionäre Unruhen aus. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt zu Petrograd (Петроград) umbenannt. Die Februarrevolution 1917 gipfelte in der Abdankung des Zaren Nikolaj II. Dieser folgte wenig später die Oktoberrevolution, als die Bolschewiki unter Wladimir Uljanow Lenin die provisorische Regierung absetzten. Das neue Sowjetregime verlegte die Hauptstadt nach Moskau. Nach Lenins Tod wurde die ehemalige Zarenstadt 1924 in Leningrad umbenannt. Während des Zweiten Weltkriegs belagerten Truppen der deutschen Wehrmacht die Stadt während 871 Tagen. In den Nachkriegsjahren wurde Leningrad wiederaufgebaut und um neue Stadtteile vergrössert. Die unter Denkmalschutz gestellte Innenstadt gilt seit 1990 als UNESCO-Weltkulturerbe. In einer Volksabstimmung befürwortete am 12. Juni 1991 eine Mehrheit der Bürger:innen die Rückkehr zum historischen Namen Sankt Petersburg.

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