Coimbra

Vermutlich siedelten erstmals Kelten an dieser Stelle des Rio Mondego. Die Römer gründeten in der frühen Kaiserzeit die Stadt Aeminium und legten ein Aquädukt an. Als 468 das nahegelegene Zentrum Conimbriga von den Sueben zerstört wurde, übernahm bald Aeminium dessen Bischofssitz und sogar den Namen. 711 wurde Coimbra von den Mauren erobert. 878 drangen Truppen von König Alfons III. von Asturien ein und vertrieben alle muslimischen Bewohner der Stadt. Die Mauren eroberten die Stadt 987 zurück und zerstörten sie teilweise. Truppen unter Fernando de Castilla y Léon entrissen 1064 Coimbra der Mauren-Herrschaft. Bald nach der Gründung des Königreichs Portugals 1139 wurde Coimbra zur Hauptstadt, bevor 1256 Lissabon diese Stellung übernahm. König Dom Dinis gründete 1290 die Universität Coimbra, eine der ältesten in ganz Europa. Ein Erdbeben verursachte 1755 grosse Schäden an der Bausubstanz. Während der Napoleonischen Kriege kämpften nordöstlich von Coimbra englische Truppen gegen französische Verbände, bis 1811 die Franzosen abzogen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt Coimbra einen Wachstumsschub, neue Wohnviertel wurden angelegt und 1864 der Bahnhof eröffnet. In den 1940er-Jahren wurde das Universitätsgelände umfassend erneuert. Seit 2013 steht die Universität auf der Liste des UNESCO-Welterbes.

Coimbra Altstadt
Coimbra Altstadt
„Coimbra“ weiterlesen

Verwandte Beiträge:

Lille

Der Name Lille kommt von L’Isle, was auf die Sumpfinsel im Tal der Deûle verweist, auf der die ersten Bauten angelegt wurden. Als Stadt wurde Lille im 11. Jahrhundert gegründet und war Teil von Romanisch-Flandern; einer Grenzregion zwischen dem Heiligen Römischen Reich, Burgund und Frankreich. Das wohlhabende Gebiet war politisch umkämpft. Nach dem Ende des Burgunderreichs 1477 fiel Lille in den habsburgischen Machtbereich, ab 1555 gehörte die Stadt zu den Spanischen Niederlanden. Mit seinen Kanonen liess der französische Monarch Louis XIV. 1667/68 die Stadt belagern, bis die spanische Garnison sie aufgab. Der Ingenieur Sébastien Le Prestre de Vauban liess die grosse Citadelle de Lille errichten, eine der stärksten Festungen. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde nochmals erneut um Flandern gekämpft. Im Frieden von Utrecht fiel Lille 1713 endgültig an das Königreich Frankreich. Nach der Französischen Revolution wehrten die Lillois 1792 einen österreichischen Angriff ab, 1804 wurde Lille Hauptort des Départements Nord. 1846 erfolgte der Anschluss ans entstehende Eisenbahnnetz. 1854 nahm die naturwissenschaftliche Fakultät ihren Lehrbetrieb auf, aus der 1896 die Universität Lille hervorging. Im Norden Frankreichs wurde Kohle abgebaut, die Schwerindustrie florierte und Lille wuchs zu einer der grössten Städte Frankreichs. Im Ersten Weltkrieg zur «freien Stadt» erklärt, kam es in Lille zu keinen Kampfhandlungen. Im Zweiten Weltkrieg marschierten deutsche Truppen am 29. Mai 1940 ein, die französische Armee kapitulierte. Im September 1944 befreiten westalliierte Soldaten Lille. Ab den 1960er-Jahren wandelte sich die nordfranzösische Metropole zu einem Zentrum der Dienstleistungen und der Hochschulen.

Lille von oben
Lille, Sicht zur Altstadt vom Hotel de Ville, 9.8.2019
„Lille“ weiterlesen

Verwandte Beiträge:

Graz

Das Gebiet an der Mur ist seit rund 5000 Jahren besiedelt. In der Römerzeit wurden grössere Strassen angelegt. Im 6. Jahrhundert drangen Slawen vor, die ein Fürstentum gründeten und eine Burg errichteten. Vom slawischen Gradec (kleine Burg) leitet sich der spätere Stadtname ab. Ab dem 8. Jh. zogen Baiern und Franken zu, die Slawen wurden christianisiert. Bedroht wurden sie im 10. Jh. von den Ungarneinfällen. Nachdem Kaiser Otto I. die Ungarn besiegte, liess er in den Randgebieten des Reichs Grenzmarken bilden, die Markgrafen unterstanden. Die Eppensteiner herrschten von 970 bis 1035 über die Mark an der mittleren Mur, 1056 bis 1192 die Traungauer mit ihrem Stammsitz in Steyr. Kaiser Friedrich Barbarossa erhob die Steiermark 1180 zu einem selbständigen Herzogtum. Die Stadt Graz erhielt 1160 das Marktrecht und war ab 1233 von der Ringmauer umgeben. Nach dem Aussterben der Babenberger fiel die Steiermark 1282 an die Habsburger. Seit 1379 regierten sie von der Grazer Burg aus Innerösterreich. Osmanische Angriffe konnten im 16. und 17. Jahrhundert abgewehrt werden. Erzherzog Karl II. gründete 1585 die Universität Graz. Als die Habsburger 1619 dauerhaft Residenz in Wien bezogen, blieb Graz Hauptort des Herzogtums Steiermark. Während der Napoleonischen Kriege besetzten französische Truppen Graz dreimal. Im 19. Jahrhundert erlebte die Steiermark einen wirtschaftlichen Boom mit vielen Firmengründungen. Graz wurde zum Verkehrsknotenpunkt der Südbahn und der ungarischen Westbahn. Nach dem Untergang Österreich-Ungarns wurde aus dem Kronland Steiermark ein Bundesland der Republik Österreich. Die Nationalsozialisten regierten von 1938 bis 1945; am Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigten Bombenangriffe die Stadt Graz. 1945 besetzten sowjetische und britische Truppen die Steiermark; sie zogen 1955 ab. Die Grazer Altstadt und Schloss Eggenberg wurden 1999 ins UNESCO-Welterbe eingetragen.

„Graz“ weiterlesen

Verwandte Beiträge:

Sankt Petersburg | Санкт-Петербург

Im Delta der Newa an der Ostsee siedelten seit dem 10. Jh. Menschen. Im 14. Jh. stritten Schweden und die Nowgoroder Rus um das Gebiet. Die Schweden legten 1611 die Festung Nyen an. Im Zweiten Nordischen Krieg zerstörten russische Truppen 1656 Nyenschanz und zogen wieder ab. Im Grossen Nordischen Krieg nahmen die Russen das Gebiet dauerhaft ein. Zar Pjotr I. befahl die Stadt Nyen und die Schanze niederzubrennen. Auf der Haseninsel begann 1703 der Bau der Peter-Paul-Festung, ab 1706 wurde eine ganze Stadt entworfen. 1712 erklärte Zar Pjotr I. die nach dem Apostel Simon Petrus benannte Stadt zur neuen Hauptstadt Russlands. Aus ganz Europa holte er Handwerker und Ingenieure, um ein Zentrum der Technik und Wissenschaften zu schaffen. Unter den Zarinnen Anna und Katharina II. wurden im 18. Jh. die Hauptachsen angelegt und Prunkbauten errichtet, die bis heute das Stadtbild prägen. 1810 nahm die militärische Ingenieursschule ihren Betrieb auf, 1819 die Petersburger Universität. Die Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 und die beginnende Industrialisierung brachten der Stadt einen grossen Wachstumsschub. Ein Massaker auf dem Schlossplatz im Januar 1905 löste in ganz Russland revolutionäre Unruhen aus. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt zu Petrograd (Петроград) umbenannt. Die Februarrevolution 1917 gipfelte in der Abdankung des Zaren Nikolaj II. Dieser folgte wenig später die Oktoberrevolution, als die Bolschewiki unter Wladimir Uljanow Lenin die provisorische Regierung absetzten. Das neue Sowjetregime verlegte die Hauptstadt nach Moskau. Nach Lenins Tod wurde die ehemalige Zarenstadt 1924 in Leningrad umbenannt. Während des Zweiten Weltkriegs belagerten Truppen der deutschen Wehrmacht die Stadt während 871 Tagen. In den Nachkriegsjahren wurde Leningrad wiederaufgebaut und um neue Stadtteile vergrössert. Die unter Denkmalschutz gestellte Innenstadt gilt seit 1990 als UNESCO-Weltkulturerbe. In einer Volksabstimmung befürwortete am 12. Juni 1991 eine Mehrheit der Bürger:innen die Rückkehr zum historischen Namen Sankt Petersburg.

„Sankt Petersburg | Санкт-Петербург“ weiterlesen

Verwandte Beiträge:

Budapest

Um 89 n. Chr. gründeten die Römer ein Militärlager im Gebiet der keltischen Eravisker, um das die Siedlung Aquincum entstand, von 106 bis 296 Hauptstadt der Provinz Pannonia inferior. Ab Ende des 4. Jh. drangen Germanen, Hunnen, Alanen und Slawen ein. Ab 896 wurden diese von den Magyaren verdrängt. Buda und Pest gelangten zu immer grösserer Bedeutung für die im 10./11. Jh. sesshaft werdenden und christianisierten Ungarn. Beim Mongolensturm wurde 1241 ein ungarisches Heer besiegt, viele Städte zerstört. 1308 wurde Pest erneuert, 1361 zur Hauptstadt erhoben. Seit 1446 griffen wiederholt die Osmanen an, 1526 fielen Pest und grosse Teile Ungarns in ihre Hände. Nach 1541 wurde Buda/Ofen zum Sitz eines türkischen Paschas. Nach der Belagerung von Buda während des Grossen Türkenkriegs 1684-86 gelang es den Habsburgern, die Osmanen zu vertreiben. Seit 1723 war Pest das administrative Zentrum des Königreichs Ungarns, 1780 erklärten die neuen Herrscher Deutsch zur Amtssprache. Immer mehr Menschen zogen in die rasch wachsende Metropole an der Donau. 1848/49 lehnten sich die Ungarn vergeblich auf gegen die Habsburger-Herrschaft. 1873 wurden Buda, Òbuda und Pest zusammengelegt. Im Umfeld des Milleniums, der Jahrtausendfeier der ungarischen Landnahme wurden 1896 viele Bauten eröffnet oder begonnen, die das Stadtbild von Budapest bis heute prägen. 1918/19 formierte sich eine Räterepublik. Nach deren Sturz wurde das Königreich Ungarn formell wiederhergestellt, als Reichsverweser regierte Miklós Horthy. Unter deutscher Besatzung herrschten 1944/45 die faschistischen Pfeilkreuzler, bis die sowjetischen Streitkräfte sie besiegten. Die Kommunisten gelangten an die Macht und riefen 1949 die Volksrepublik Ungarn aus. Budapest war Ende Oktober 1956 der Ausgangspunkt einer antisowjetischen Massenerhebung, die blutig niedergeschlagen wurde. Das Burgviertel von Buda und das Donaupanorama gelten seit 1987 als UNESCO-Welterbe; die Stätte umfasst seit 2002 auch die Andrássy út in Pest.

Budapest Panorama
Budapest – Blick vom Burgpalast Buda zur Kettenbrücke & Pest (Foto: RF, Aug. 2017)
„Budapest“ weiterlesen

Verwandte Beiträge: