Milano

Die Römer nannten die Stadt in der Mitte der Po-Ebene Mediolanum. Vermutlich bezogen sie sich auf einen keltischen Namen mit gleichem Wortsinn. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. besiedelt, wuchs Mediolanum in der römischen Epoche stark. Beim Gotenkrieg wurde die Stadt 539 zerstört. Ab 774 Teil des Frankenreichs, teilte Milano die wechselhafte Geschichte Norditaliens. Im 1167 gegründeten Lombardischen Städtebund übernahm Milano die Führung, ab 1277 regierten die Visconti und 1450 die Adelsfamilie Sforza. Nach einer kurzen Phase der französischen Herrschaft gelangte Milano 1525 an das Haus Habsburg, die es bei der Aufteilung ihrer Besitzungen der spanischen Linie zuschlugen. Am Ende des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-15) fiel die Lombardei an Österreich. 1796 eroberten französische Truppen Milano. Sie wurde zur Hauptstadt der Cisalpinischen Republik und 1805 ein Teil des Königreichs Italien. Am Wiener Kongress kam die Lombardei erneut unter die Herrschaft Österreichs. Im März 1848 schlugen die Milanese die österreichischen Truppen in die Flucht, doch die Republik hielt nur bis im August. Nach dem Sieg der Armeen von Sardinien-Piemont und Frankreich über die Österreicher 1859/60 gelangte Milano zum Königreich Italien, das der Savoyer Vittorio Emanuele I. 1861 ausrief. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt das Zentrum der faschistischen Kampfbünde, mit denen 1922 der Duce Benito Mussolini an die Macht gelangte. 1944 schwer zerstört, erlebte Milano bald nach dem Zweiten Weltkrieg einen raschen Wiederaufbau und wurde erneut zum wichtigsten Wirtschaftszentrum Italiens. Die Börse hat hier ihren Sitz und alle berühmten Modemarken.

Milano Duomo
Milano, Sicht vom Duomo, 1.8.2022
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Dunkerque

Um 800 entstand eine Fischereisiedlung in Flämisch-Flandern, die 960 mit einer Mauer umgeben wurde. Der Name Dunkerka, um 1067 erstmals belegt, heisst Kirche in den Dünen. 1233 errichteten die Bürger das erste Rathaus. Da der Graf von Flandern ein Vasall des französischen Königs war, wurde die Küstenstadt in den Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England (1337-1453) verwickelt. Die Burgunder gelangten 1384 in ihren Besitz. 1477 rückten französische Truppen vor, doch nach der Schlacht von Guinegate fiel Duinkerke 1479 an die Habsburger. Bei der Trennung der Vereinigten Niederlanden wurde die katholisch gebliebene Stadt 1581 ein Teil der Spanischen Niederlande. Von 1646 bis 1652 besetzten französische Truppen Dunkerque. Nach der Schlacht in den Dünen während des Englisch-Spanischen Kriegs nahm England 1658 die Hafenstadt in Besitz, um sie 1662 an Frankreich unter Louis XIV. zu verkaufen. Sébastien Le Prestre de Vauban umgab Dunkerque mit starken Festungsmauern. Im 17. und 18. Jahrhundert operierten von hier Korsaren im Ärmelkanal. Während der Französischen Revolution wurde Dunkerque 1793 kurzzeitig in Dune libre umbenannt. Im 19. Jahrhundert entstand der moderne Handelshafen, seit 1838 markiert ein Leuchtturm die Zufahrt vom Meer. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt von deutschen Truppen bombardiert und 1918 als Stützpunkt der US-Navy genutzt. Bei der deutschen Frühjahrsoffensive im Mai 1940 wurden französische und britische Truppen in Dunkerque eingekesselt; eine mehrtägige Schlacht anfangs Juni verursachte massive Zerstörungen. Die deutsche Führung erklärte Dünkirchen 1944 zur Atlantikfestung. Erst nach der Kapitulation des Dritten Reichs konnte Dunkerque im Mai 1945 von den Alliierten befreit werden. In der Nachkriegszeit wurde die Stadt wiederaufgebaut und seit 1969 um angrenzende Küstenorte erweitert.

Dunkerque Zentrum
Dunkerque Zentrum, Juli 2021
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Lille

Der Name Lille kommt von L’Isle, was auf die Sumpfinsel im Tal der Deûle verweist, auf der die ersten Bauten angelegt wurden. Als Stadt wurde Lille im 11. Jahrhundert gegründet und war Teil von Romanisch-Flandern; einer Grenzregion zwischen dem Heiligen Römischen Reich, Burgund und Frankreich. Das wohlhabende Gebiet war politisch umkämpft. Nach dem Ende des Burgunderreichs 1477 fiel Lille in den habsburgischen Machtbereich, ab 1555 gehörte die Stadt zu den Spanischen Niederlanden. Mit seinen Kanonen liess der französische Monarch Louis XIV. 1667/68 die Stadt belagern, bis die spanische Garnison sie aufgab. Der Ingenieur Sébastien Le Prestre de Vauban liess die grosse Citadelle de Lille errichten, eine der stärksten Festungen. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde nochmals erneut um Flandern gekämpft. Im Frieden von Utrecht fiel Lille 1713 endgültig an das Königreich Frankreich. Nach der Französischen Revolution wehrten die Lillois 1792 einen österreichischen Angriff ab, 1804 wurde Lille Hauptort des Départements Nord. 1846 erfolgte der Anschluss ans entstehende Eisenbahnnetz. 1854 nahm die naturwissenschaftliche Fakultät ihren Lehrbetrieb auf, aus der 1896 die Universität Lille hervorging. Im Norden Frankreichs wurde Kohle abgebaut, die Schwerindustrie florierte und Lille wuchs zu einer der grössten Städte Frankreichs. Im Ersten Weltkrieg zur «freien Stadt» erklärt, kam es in Lille zu keinen Kampfhandlungen. Im Zweiten Weltkrieg marschierten deutsche Truppen am 29. Mai 1940 ein, die französische Armee kapitulierte. Im September 1944 befreiten westalliierte Soldaten Lille. Ab den 1960er-Jahren wandelte sich die nordfranzösische Metropole zu einem Zentrum der Dienstleistungen und der Hochschulen.

Lille von oben
Lille, Sicht zur Altstadt vom Hotel de Ville, 9.8.2019
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Salzburg

Seit der Jungsteinzeit ist das Gebiet an der Salzach besiedelt. Keltische Stämme lebten hier, als 15 v. Chr. die Römer einmarschierten. In der römischen Provinz Noricum war Iuvavum eine blühende Stadt. Im Jahr 488 zogen die Römer ab, als die germanischen Bajuwaren vorrückten. Bischof Rupert erhielt 696 die Überreste der Römerstadt; als Bischofssitz wurde Salzburg neu gegründet. Kaiser Otto I. verlieh Salzburg 996 das Markt-, Münz- und Mautrecht. 1322 von Bayern gelöst, war Salzburg seit 1328 ein eigenständiges Erzstift im Heiligen Reich. Wolf Dietrich von Raitenau, der von 1587 bis 1612 als Fürsterzbischof Salzburg regierte, liess Bauten errichten und Plätze anlegen, die bis heute das Stadtbild prägen. Paris Graf Lodron begründete 1622 die Benediktiner-Universität. Die Stadt wurde zum Zentrum der Gegenreformation mit vielen barocken Kirchen. Napoléon ordnete 1803 die Umwandlung in ein Kurfürstentum an, 1805 fiel es an Österreich und 1810 an Bayern. Während der Koalitionskriege wurde Salzburg dreimal von französischen Truppen besetzt und geplündert, 1810 die Universität aufgelöst. Nach dem Wiener Kongress gelangte das Land Salzburg zum Kaiserreich Österreich, ab 1849 als Herzogtum Salzburg. 1860 wurden die alten Stadtmauern niedergerissen und mit der Eröffnung der Bahnlinien nach München und Wien begann eine Phase des raschen Wachstums. Nach dem Untergang Österreich-Ungarns wurde Salzburg 1918 zum Bundesland der Republik Österreich. 1920 fanden die ersten Salzburger Festspiele statt. Von 1938 bis 1945 gehörte der Reichsgau Salzburg zum Grossdeutschen Reich. 1944/45 beschädigten Bombenangriffe grosse Teile der Stadt. 1945 übergab sie der letzte NS-Kommandant kampflos an die US-Truppen, die 1955 abzogen. Seit 1962 ist Salzburg wieder eine Universitätsstadt. Das historische Zentrum von Salzburg wurde 1996 ins UNESCO-Welterbe eingetragen.

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Sankt Petersburg | Санкт-Петербург

Im Delta der Newa an der Ostsee siedelten seit dem 10. Jh. Menschen. Im 14. Jh. stritten Schweden und die Nowgoroder Rus um das Gebiet. Die Schweden legten 1611 die Festung Nyen an. Im Zweiten Nordischen Krieg zerstörten russische Truppen 1656 Nyenschanz und zogen wieder ab. Im Grossen Nordischen Krieg nahmen die Russen das Gebiet dauerhaft ein. Zar Pjotr I. befahl die Stadt Nyen und die Schanze niederzubrennen. Auf der Haseninsel begann 1703 der Bau der Peter-Paul-Festung, ab 1706 wurde eine ganze Stadt entworfen. 1712 erklärte Zar Pjotr I. die nach dem Apostel Simon Petrus benannte Stadt zur neuen Hauptstadt Russlands. Aus ganz Europa holte er Handwerker und Ingenieure, um ein Zentrum der Technik und Wissenschaften zu schaffen. Unter den Zarinnen Anna und Katharina II. wurden im 18. Jh. die Hauptachsen angelegt und Prunkbauten errichtet, die bis heute das Stadtbild prägen. 1810 nahm die militärische Ingenieursschule ihren Betrieb auf, 1819 die Petersburger Universität. Die Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 und die beginnende Industrialisierung brachten der Stadt einen grossen Wachstumsschub. Ein Massaker auf dem Schlossplatz im Januar 1905 löste in ganz Russland revolutionäre Unruhen aus. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt zu Petrograd (Петроград) umbenannt. Die Februarrevolution 1917 gipfelte in der Abdankung des Zaren Nikolaj II. Dieser folgte wenig später die Oktoberrevolution, als die Bolschewiki unter Wladimir Uljanow Lenin die provisorische Regierung absetzten. Das neue Sowjetregime verlegte die Hauptstadt nach Moskau. Nach Lenins Tod wurde die ehemalige Zarenstadt 1924 in Leningrad umbenannt. Während des Zweiten Weltkriegs belagerten Truppen der deutschen Wehrmacht die Stadt während 871 Tagen. In den Nachkriegsjahren wurde Leningrad wiederaufgebaut und um neue Stadtteile vergrössert. Die unter Denkmalschutz gestellte Innenstadt gilt seit 1990 als UNESCO-Weltkulturerbe. In einer Volksabstimmung befürwortete am 12. Juni 1991 eine Mehrheit der Bürger:innen die Rückkehr zum historischen Namen Sankt Petersburg.

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